Interview

Welche unangenehmen Gefühle sind oder waren mit deiner Weiblichkeit verbunden, und welche Erlebnisse hatten zu diesen Gefühlen geführt?

Sabine: Vor sehr vielen Jahren habe ich erlebt, dass meine Weiblichkeit und Offenheit eingeschränkt war. Ich konnte mich nicht mehr ganz frei z.B. durch Sprache, Tanz oder Kleidung ausdrücken, da die weibliche magnetische Anziehungskraft, die damit einherging, meine Fähigkeit, klare Grenzen zu setzen, überforderte. Das führte zu einem persönlichen Freiheitsentzug, da ich meine Weiblichkeit unterdrückte und nicht mehr ganz authentisch lebte.

Welche positiven Gefühle verknüpfst du mit deiner Weiblichkeit?

Sabine: Das, was ich mit Weiblichkeit verbinde, ist das pure Sein im Moment, mich tief zu fühlen im Inneren in tiefer Verbindung mit der Erde und als Teil der Schöpfung. Von dort entspringt eine Freude und Glückseligkeit, die mich zum überfließen bringt. Es ist ein natürlicher Zustand, der unabhängig von äußeren Einflüssen, Situationen oder Menschen ist. Das Geschenk der gelebten verkörperten Weiblichkeit drückt sich unter anderem durch die grosse Liebesfähigkeit, die Hingabe und Empfänglichkeit, das tiefe Mitgefühl mit allen Wesen, Weisheit, vertrauen in die eigene Intuition und das Leben als extatisch wahrzunehmen und sich darin authentisch auszudrücken.

Wie nimmst du die Beziehung zu deinem Körper wahr, und wie hat sich diese Beziehung im Laufe der Zeit entwickelt?

Sabine: Die Verbindung zu meinem Körper ist äußerst lebendig; es vibriert förmlich in mir. Ich spüre diesen Lebensstrom, der durch mich fließt, und das war nicht immer so. Viele Jahre lang konnte ich mich nicht gut spüren, weil ich Angst vor Schmerz hatte und meine Gefühle unterdrückte. Dadurch war ich von meinem Körpergefühl abgeschnitten und fühlte mich ohnmächtig. Nun erlaube ich mir wirklich, alles zu fühlen, um die Impulse meines Körpers besser wahrzunehmen und zu verstehen, was er braucht, was ihm guttut und was nicht. Es geht um das verkörperte Bewusstsein.

Auf welche Weise bringst du weibliche Aspekte in deine berufliche Tätigkeit ein?

Sabine: Im Laufe meiner Berufserfahrung konnte ich feststellen, dass es viel leichter und schneller ist, durch Körperausdruck direkt in Kontakt mit dem eigenen Körper zu treten. Dies ermöglicht es, Themen aufzuspüren und sie anschließend umzuwandeln, um u.a. zu einem verbesserten Körpergefühl von Lebendigkeit und innerer Freiheit zu gelangen. Mein Wirken ist sehr einfühlsam, tiefgreifend und äußerst intuitiv, abhängig von der jeweiligen Situation und den beteiligten Menschen.

Wie siehst du dich selbst als Frau in Bezug auf deine Weiblichkeit?

Sabine: Ich erlaube mir, viele Facetten meiner Weiblichkeit zu zeigen, zu erleben und weiterhin zu erforschen, insbesondere das tiefe Empfangen. Durch Tanzen komme ich direkt in die Lebendigkeit und Klarheit! Ich betrachte Verletzlichkeit als meine große Stärke, nicht als Schwäche und lebe dies in der Begegnung. Mein Weg der Liebe als Frau und Weib sprengt alle Grenzen und lässt mich immer wieder neu und lebendig das Leben tanzen und dadurch insbesondere Frauen zu inspirieren.