innere Widerstände


Schutzfunktion oder Handlungsbremse?

In unserem Alltag erleben wir immer wieder Situationen, in denen wir mit unseren (inneren) Widerständen konfrontiert werden. Bei vielen unserer Entscheidungen stellen wir uns die Frage „Mache ich es oder mache ich es nicht?“. Während unser Widerstand durchaus gute Gründe haben kann, weshalb wir uns gegen einzelne Optionen entscheiden und uns damit vor schwierigen Situationen und Fehlentscheidungen bewahrt, liegt er jedoch nicht immer richtig. Daher lohnt es sich immer wieder hinzuschauen, woher unser innerer Widerstand in der jeweiligen Situation kommt und ob seine „Einwände“ berechtigt sind.


Was ist eigentlich „innerer Widerstand“?


Widerstand entsteht dann, wenn äußere Umstände, Situationen oder Aufgaben uns zu einer Veränderung oder Handlung bewegen wollen und wir dennoch im aktuellen Zustand verharren oder sogar etwas Gegenteiliges tun. Wenn wir ein gewohntes Umfeld verlassen müssen oder ein gewohntes Vorgehen verändern müssen.

Innerhalb weniger Sekunden entsteht eine Vielzahl von Gedanken, die uns zeigen wollen, weshalb es gar nicht notwendig ist, unsere Komfortzone zu verlassen und etwas zu verändern.


Ein natürlicher Schutzmechanismus


Bei unseren Widerständen handelt es sich eigentlich um eine Schutzfunktion unserer Psyche. Sie bewahren uns u.a. vor unbekannten und potenziell schmerzhaften Gefühlen.
Wir wollen vermeiden bestimmte Gefühle zu spüren, die sich nicht gut anfühlen oder die man nicht mehr fühlen möchte. Tatsächlich sind wir rund um die Uhr damit beschäftigt unsere Gefühle zu managen. Natürlich entstehen dann irgendwann unbewusste Mechanismen, die Gefühle „aussortieren“, die wir nicht mehr fühlen wollen und schützen uns vor ihnen – mithilfe unserer Widerstände.
Oft ist diese Schutzfunktion jedoch veraltet und dient uns in vielen Situationen nicht mehr, sondern blockiert uns eher in unseren Handlungen, sodass wir wertvolle Möglichkeiten verpassen, neue Erfahrungen zu machen.

„Widerstandsmanagement“ ist „Angstmanagement“


Wenn wir lernen wollen mit unseren Widerständen umzugehen, müssen wir zunächst ihren Ursprung kennen. Dabei können wir im nächsten Augenblick, in dem wir Widerstände verspüren uns einen Augenblick Zeit nehmen und diesen Widerstand genauer hinterfragen.
Dabei können wir uns beispielsweise fragen:

  • Woher kommt dieses Unsicherheitsgefühl?
  • Habe ich z.B. Angst davor zu versagen, dass ich es doch nicht schaffe?
  • Habe ich Bedenken, dass es mich überfordert?
  • Bin ich verunsichert, was andere von mir denken könnten?

Der Ursprung von vielen Widerständen bzw. warum wir unsere Komfortzone nicht verlassen wollen, sind also oft Ängste, die wir – bewusst oder unbewusst – mit uns tragen.
Bei dieser Selbstbeobachtung können wir uns dann z.B. fragen, wovor wir genau Angst haben und ob diese Angst tatsächlich berechtigt ist. Was ist das Schlimmste, was uns passieren könnte?

Es reicht, wenn man diese Fragen einmal fühlt – sich in dieses Angstgefühl hineinbegibt – und es verliert bereits an Macht. Damit wird der Widerstand oder vielmehr die damit verbundenen Gefühle, nicht aufgelöst. Unsere Ängste sind auch nicht da, um mit Gewalt beseitigt zu werden und sie möglichst schnell loszuwerden. Die Kunst liegt vielmehr darin, sie zu managen. Eine Balance zu finden, sie zu regulieren


Widerstand-Management ist also im Grunde „Angst-Management“.


„Augen auf und durch“


Wenn uns dann klar ist, worin unsere Angst eigentlich besteht, wäre eine einfache Vorgehensweise z.B., wenn wir beginnen unsere Angst-Gedanken umzukehren in „Was, wenn es doch funktioniert“-Gedanken. Die positiven Gefühle, die dann aus diesen positiven Szenarien entstehen, können wir als „Treibstoff“ nutzen, um direkt ins Handeln zu gehen.
Denn das ist der wichtigste Schritt: Handeln trotz innerer Widerstände.


Mit diesem Überwinden unserer Widerstände machen wir uns selbst mindestens zwei Geschenke: eine neue Erfahrung, aus der wir lernen und wachsen können und das Gefühl, dass wir uns auf uns selbst verlassen können und man es trotz der eigenen Ängste schaffen kann.
Sich selbst auf diese Weise anzuerkennen und Mut zuzusprechen ist die höchste Form des (Eigen-) Lobs.


Wenn wir also das nächste Mal einen Widerstand verspüren, schauen wir ihn uns an – und erinnern uns an die wunderbaren Möglichkeiten, die dahinterstecken können.